TAG 22                 Montag, der 01.04.2019

Kein Aprilscherz.

Heute ist wieder nichts passiert, was meine Gier nach Süßem beflügelt hätte. Hey, ist es das….ist das die Turboheilung????????? Gefühlsmäßig, ja - verstandsmäßig, nein.

Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich mir nicht trotzdem Gedanken mache.

Wenn ich an meine aktive Trinkerzeit zurück denke, gab es zumindest am Anfang auch immer wieder Tage, wo ich mal keinen Alkohol getrunken habe und wo ich dachte, dass ich alles im Griff habe und das Thema erledigt sei. Dieses ist immer gründlich in die Hose gegangen.

Deswegen bin ich jetzt auch vorsichtig und pirsche mich an meine Gedanken und Gefühle heran, ob da nicht doch was ist, was gleich loslegt, oder was ich an Aktivitäten vorhabe, die ich mit dem Genuss von Süßem verbinde. Das kann sich ja schlagartig ändern und ich stehe wieder vor Schoki & Co. und will es vernaschen, oder auch nicht……………

Es kann natürlich sein, dass ich jeden Tag, an dem ich kein Verlangen nach Süßem habe, wieder ein Zentimeter weiter vom Supermarktregal entfernt bin. Schoki & Co. spricht mich nicht an und sagt: „Hey Bernd, nimm mich und iss mich.“ NEIN, ich greife ins Regal und nehme mir die süßen Sachen.

Es ist MEINE Entscheidung, das Zeugs zu essen oder auch nicht zu essen.

Vom Verstand her kein Problem, die Gefühle sind es, die dann nicht so ganz kompatibel sind.

Ich bin gespannt wie es die nächsten Tage wird……..und eines steht noch fest: Der nächste Vollmond kommt bestimmt, siehe Tag 9.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 23                 Dienstag, der 02.04 2019

Heute Morgen halte ich einen Vortrag an einer Schule. Und wie das fast immer so ist bekomm ich auch ein Geschenk. In diesem Fall eine 250 Gramm Ritter Sport „Gold Schatz“ Vollmilch 40%.

„Gold Schatz“?????? Warum heisst eine Schokolade so???

Was verbinde ich damit? Ein Schatz, den ich gefunden habe, einen goldenen noch dazu. Das wertet die ganze Sache ja auf. Es ist etwas Besonderes. Ich will aber keinen Schatz, ich will die Tafel überhaupt nicht. Ich will sie nicht essen. Gut, ich habe keine Gelüste danach. Keinen Appetit. Ich habe sie eingesteckt und mitgenommen. Das ist ganz einfach.

Und dann kommt doch was kommen musste…………..nach zwei Tagen Ruhe, ich habe es ja geahnt, plötzlich die Heißhungergedankenattacke am späten Nachmittag im Netto. Ich habe Hunger und dann schießt mir der Gedanke durch den Kopf. Komm, ein Mars oder Snickers. Die hast Du so lange nicht gegessen. Das macht nichts, nimm ihn oder am besten alle…………….Der Satan ist wieder da. Ich zahle ganz schnell und renne genauso schnell aus dem Laden raus, trinke einen großen Schluck Wasser und dann geht es wieder. Kurze Zeit später ist das Gefühl weg.

So schnell geht das. Ich kann mich nicht in Sicherheit wiegen. Zumindest im Moment nicht. Dazu bin ich zu kurz „unsüß“. Ich muss auf mich aufpassen. Isso!!

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 24                 Mittwoch, der 03.04.2019

Nach den Versuchungen des gestrigen Tages ist heute wieder so wie es sein soll. Ich habe kein Verlangen nach Süßem. Was für ein Glück……

Apropos Glück. Süßes und Glück. Irgendwie ist es echt ganz komisch, aber irgendwie auch logisch. Alles was gut schmeckt, gerade das Süße, macht glücklich. Alles, was ja auch in irgendeiner Art und Weise ungesund ist, macht glücklich. Der Zucker steigt ins Gehirn und setzt Dopamin frei. Was ja letztendlich auch Hunger auf mehr macht.

Aber es muss doch gesunde Alternativen geben? Etwas, was ich nicht essen kann. Etwas, was meinen Geist glücklich machen kann. Mentale Süßigkeiten, garantiert zuckerfrei.

Ich muss den Sprung schaffen vom physischen Essen zum mentalen Essen. Total einfach, oder? Schoki & Co. weg, gutes Buch herbei. Ich muss es schaffen, dass ich nicht immer den Mund voll haben muss, um glücklich zu sein. Geistige Nahrung, dass ist es. Ich muss lernen mental satt zu werden. DAS könnte mich auch glücklich machen. Ich muss darauf hinarbeiten, dass ich mein Gehirn als Mund gebrauche.

Ich hoffe Ihr versteht, was ich damit schreiben will. Ich möchte das Süße durch eine lohnende Alternative ersetzen, bei der ich anschließend kein schlechtes Gewissen habe. Zum Beispiel ein Buch oder eine Meditation.

Das ist Genuss!!!

Was habt Ihr für eine Alternative?

 

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 25                 Donnerstag, der 04.04.2019

HALBZEIT!!!

Heute habe ich die Hälfte meines Selbsttestes rum. Zeit, um ein kurzes Fazit zu ziehen.

Das erste was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass es sehr viele Parallelen zu meiner Alkoholerkrankung gibt. Ich habe angefangen mit dem Selbsttest und dachte in den ersten Tagen wirklich, die Flasche Alkohol hätte nur die Form und Beschaffenheit geändert und ich kann sie nun essen. Diese Gier auf das Süße, das mißbräuchliche Geniessen, das immer und immer wieder essen, obwohl ich weiss, dass es mir schadet. Körperlich und geistig.

Das Süße ist noch leichter verfügbar wie der Alkohol.

Ich verbinde Situationen, Orte und Gefühle mit dem Genuss von Süßem. Das habe ich beim Alkohol auch, das ist das Suchtgedächtnis.

Aber!!!!!!!!!!!!!!

Es gibt ja auch was Positives zu berichten. Wie Ihr aus den Eintragungen der letzten Tage entnehmen könnt, gibt es ja nun auch Zeiten, in denen ich nicht mehr an Schoki & Co. denke. Durch das Nichtnaschen komme ich jeden Tag ein Stück weiter weg von dem süßen Zeug. Das hat auch was mit charakterlicher Stabilität zu tun. Es ist ein Lernprozess, der begonnen hat.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich durch das Süße Kopfschmerzen bekommen habe, die ich seit 25 Tagen nicht mehr gehabt habe. Das wäre nun wirklich klasse.

Aber ich bin noch weit davon weg zu sagen, dass ich ab sofort zuckerfrei leben will und kann. Das Nichtnaschen werte ich für mich schon als großen Erfolg und ich bin auch ein wenig stolz auf mich.

Ich finde es mittlerweile echt spannend, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich habe in den letzten Wochen viel gelernt und über mich herausgefunden. Müsst Ihr auch mal machen, Ihr werdet Euch wundern. Das setzt Bereitschaft und Offenheit mir gegenüber voraus.

Zum Schluss danke ich Celia für Ihre Bereitschaft, mein Tagebuch in ihrem Gastblog zu veröffentlichen.

 

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 26                 Freitag, der 05.04.2019

Heute war wieder mal ein ruhiger Tag. Ganz davon abgesehen, dass ich total erkältet bin und sowieso keinen Hunger habe, beschäftigt mich der Gedanke an die Süßigkeiten auch weiterhin.

Als Alternative bietet sich sicherlich auch der Sport an. Nordic Walking ist meine Leidenschaft. Das tut mir gut und macht den Kopf frei. Auch frei für gute Gedanken. Das Problem ist, dass ich nach dem Sport immer wieder immer öfters zu Schoki & Co. greife und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Als Belohnung für die Anstrengung
  2. Weil (angeblich) der Blutzuckerspiegel gesunken ist.
  3. Aus Gewohnheit

Wobei Punkt 3 der Hauptpunkt ist.

Alles ist mal wieder Gewohnheit, weil es immer so war. Diese ganzen alten verstaubten Strukturen und Gewohnheiten. Weil es immer so war. Das kotzt mich an. Ich muss da raus aus diesen Gewohnheiten!!!!! Der erste Schritt ist ja getan, 26 Tage ohne Naschen. Aber es gibt noch mehr Dinge in meinem Leben, bei denen ich aus der Gewohnheit heraus will. Das Essen im Allgemeinen kommt an oberster Stelle. Auch da möchte ich die alten Strukturen aufreissen, anders essen, gesünder essen und vor allen Dingen mit Genuss essen. Und nicht immer wieder die Kühlschranktür aufmachen und schaue was drin ist, wo ich Hunger…….nö  Appetit……nö Gewohnheit……..nö Langeweile drauf habe. Es ist heute ein wenig frustig, aber mir ist danach.

Was sich bei mir auch als wenig förderlich herausgestellt hat ist, statt Süßigkeiten z.B. ungesalzene Erdnüsse zu essen. Ich tausche da nur das Essen aus. Ich will aber stattdessen GAR NIX essen. Je mehr ich darüber schreibe, desto mehr Frust kommt auf.

Aber…..alles ist gut. Morgen ist ein neuer guterTag.

Bis Morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 27                 Samstag, der 06.04.2019

Heute ist ein wirklich super Tag ☹ Dicke Erkältung (kein Männerschnupfen), Frust und schlechte Laune. Alles was ich jetzt nicht brauchen kann.

Und den ganzen Tag habe ich Hunger auf Süßes, egal was, in der Hoffnung, dass es mir besser geht. Ich schleiche wie ein Tiger durch die Wohnung und kämpfe mit mir, ob ich den Selbsttest nicht beenden soll oder nicht, oder ob ich mich verdammt noch mal zusammenreiße und das Ding bis zum Ende durchziehe.

Stunden des Kampfes liegen hinter mir. Hinzu kommt, dass sich meine Körpertemperatur stetig erhöht. Bei über 38°C muss ich zum Arzt oder ins Krankenhaus. Das liegt an meiner Erhaltungstherapie wegen meiner Krebserkrankung. Das Immunsystem ist wohl ein wenig instabil zur Zeit.

Jetzt die Entwarnung. Die Körpertemperatur ist wieder gesunken. Da ist alles gut. Das Verlangen nach Süßem ist immer noch da. Süßes und Frust. DER Klassiker. Nach Schoki & Co. geht’s mir besser. War so, soll aber heute nicht so sein. Ich kämpfe weiter, fühle mich wie bei den Entzugserscheinungen während meiner aktiven Saufzeit.

Das kann echt nicht sein. Das darf auch nicht sein. Ist aber so. Ich kann sie nicht wegzaubern. ICH MUSS MICH DER SITUATION STELLEN. Erzähle ich doch immer in meinen Vorträgen. Ich muss mich der Situation stellen. Ganz einfach. Aber nicht wenn ich nicht klar denken kann und zu allem Überfluss auch noch sch….e drauf bin.

Stattdessen trinke ich Mineralwasser in kleinen Schlücken. Da verschwindet das Verlangen zumindest ein wenig. Und Süßes habe ich nicht gegessen.

Morgen geht’s mir bestimmt besser. Körperlich und mental, weil ich morgen meinen zweiten Geburtstag habe. Ich werde berichten.

Bleibt gesund.

Bis Morgen

Euer Bernd

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