TAG 16                 Dienstag, der 26. März 2019

Heute habe ich Urlaub. Das ist auch so ein Tag, wo ich ja nicht permanent was zu tun habe. Und in der Zeit des „Leerlaufs“ kommt dann doch schon wieder der eine oder andere Gedanke auf Schoki & Co.

Irgendwie ist der Hunger auf Süßes mit ganz vielen Stimmungen, Gedanken, Orten etc. verlinkt. ODER IST ES DOCH NUR GEWOHNHEIT????? Es sind immer wieder dieselben Fragen, die ich mir stelle und so langsam muss ich auch mal zu Antworten kommen.

Ich denke heute Morgen an den Workshop „Geniessen“ von gestern, den ich mit Celia gemacht habe. Süßigkeiten, die ja Genußmittel sein sollen (oder nicht?), können auch mißbräuchlich eingesetzt werden. Ich esse sie, weil ich mir eine Wirkung von Ihnen verspreche…………und keinen Genuß. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, das ist die Suchtschiene, auf der ich beim Alkohol auch gefahren bin. Wenn es ja immer nur 1 Stück der Süßigkeit wäre, die ich esse. Nein, es muss immer alles weg sein von der „Verpackungseinheit“.

Wie bekomme ich aber das Verlangen nach Süßem weg? Ich kann doch nicht 17 Stunden am Tag (24 Stunden – 7 Stunden Schlaf) ununterbrochen was tun. Eigentlich geht es auch nur um die Zeit, wo ich  nicht mit irgendwelchen Tätigkeiten beschäftigt bin. Für die Zeit oder diese „Frei“zeit muss ich eine Strategie entwickeln, wie ich dieses „Loch“ füllen kann. Kann mir da einer von Euch einen Tipp geben?

Ich muss Alternativen finden, die ich statt Essen einsetzen kann. Das ist wieder eine Aufgabe mehr. Es läppert sich. 1000 offene Fragen, Alternativen finden, kurzfristig ohne Süßes weiterleben können.

Oder ich sollte mich in dem Moment des Heißhungers fragen, warum ich genau JETZT den Süßkram essen muss, praktisch eine ad hoc-Analyse. Dann mache ich mir so lange Gedanken bis der Appetit weg ist. Genau…………..das mache ich. Ab jetzt.

Aber mal unter uns Klosterschwestern……………….ich glaube, dass das Süße nur stellvertretend für die Entgleisungen in meinem Essverhalten sind. Das heisst, dass ich nicht nur meinen Umgang mit Schoki & Co., sondern auch mein ganzes Essverhalten ändern muss.

Aber eines nach dem anderen………………

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 17                  Mittwoch, der 27. März 2019

Ich hatte zwei Tage Urlaub, komme ins Büro, will mir Milch aus dem Kühlschrank holen und da steht er da…..der Kuchen, den einer meiner Kollegen gestern wegen seines Geburtstages mitgebracht hatte. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Ich rieche dran. Und er riecht soooooo gut. Und ich bekomme Heißhunger…..aber da kommt meine Strategie von gestern ins Spiel.

Ich frage mich: „Warum willst Du den Kuchen essen? Hilft Dir das jetzt? Was bezweckst Du damit? Befriedigung, Sättigung, den Kick oder…………das schlechte Gewissen nach16 Tagen versagt zu haben, weil ich „rückfällig wurde“?  Da ist sie wieder……meine täglichen Warum-und-Wieso-und-Weswegen-Fragen.

Ich habe den Kuchen nicht gegessen, stattdessen eine rote Paprika.

Ich bin Bernd, 53 Jahre alt, ein gestandener Mann, erwachsen sicherlich nicht so ganz 😊, und ich muss mich tagtäglich mit solchen Gedanken auseinandersetzen? Das kann doch nicht sein, oder? Doch, kann es. Weil es Bestandteil meines Lebens ist, weil es ein Teil von mir ist, weil ich so gepolt bin und versuche mich in die korrekte Richtung einzunorden. Und weil ich mich mit mir beschäftige. Und das ist gut so!

Trotzdem, der Satan Süßes lauert immer und überall. Er will mich in Versuchung bringen. Aber…..und da bin schon ein wenig stolz auf mich, kurz vor knapp bekomme ich die Kurve und esse nicht.

DAS werte ich als Fortschritt und als ersten Erfolg meines Lernprozesses. Ist ja schon mal was. So standhaft war ich schon Jahre nicht mehr, was Schoki & Co. angeht.

Das Verlangen ist heute dann auch nicht mehr gekommen.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 18                  Donnerstag, der 28. März 2019

Heute hat mich Schoki & Co. doch tatsächlich in Ruhe gelassen. Es gab im Büro viel zu tun und einer Versuchung wurde ich auch nicht ausgesetzt. Gott sei Dank. Wenn ich mir mal so überlege wieviel Energie ich benötige um der Versuchung zu widerstehen und was sich in mir für ein Druck aufbaut…..Alleine die Gedanken von der ersten Versuchung bis zur Ablehnung, was ja nur teilweise Sekunden oder Millisekunden sind. Das kostet so viel Kraft, vor allem mentale Kraft. Alles wird ausgeblendet, der Focus liegt auf dem wenige Gramm liegenden Süßigkeit. Nichts anderes ist im Kopf…..und dann das NEIN sagen. NEIN, ich will nicht….NEIN, ich brauche nicht…. NEIN es tut mir nicht gut….NEIN, NEIN, NEIN………

NEIN sagen. Eines der wichtigsten Wörter, die es gibt. Celia sagte am Montag beim Workshop mit den Kids: „NEIN ist ein ganzer Satz“. Egal ob ich einer Person und einer personifizierten Tafel Schokolade sage.

Aber warum kommt die Versuchung immer wieder auch wenn ich einmal NEIN gesagt habe? Warum hält dieses NEIN nie? Immer nur bis zur nächsten Versuchung.

Aber wer NEIN sagt muss auch JA sagen. JA zu meiner Entscheidung diesen Selbsttest zu machen, JA dazu, dass ich es 18 Tage durchgehalten habe, JA zu meinem Willen und JA zu meiner Durchhaltekraft, die ich so seit langem im Bezug auf das Süße nicht mehr erfahren habe.

Heute ist ein guter Tag.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 19                 Freitag, der 29. März 2019          

Am Dienstag habe ich einen Vortrag gehalten und heute habe ich dann mal das „Freßpaket“ ausgepackt, was ich geschenkt bekommen habe. Nudeln, Nudelsauce, Senf, Wildschweinsülze und ………Tiramisu-Mandeln……….garantiert ohne Alkohol, aber mit ganz viel Zucker und mit Schokolade überzogen und sicherlich auch mit ganz viel Geschmack, den ich zur Zeit nicht unbedingt testen will.

Und ich esse diese Dinger so gerne…… diese kandierten Nüsse…..diese bunten Dinger in der 400 gr. Packung, die meistens nicht lange voll oder halbvoll, sondern ganz schnell leer ist.

Da lag nun die Verpackung in meiner Hand und irgendwie wollte ich die auch nicht lange festhalten. In meinem Kopf sagte es STOP, was mich dazu bewegte, diese Verpackung umgehend wegzulegen. Wie beim Alkohol, obwohl es da noch intensiver ist. Seit ich trocken bin kann ich keine Schnapsflaschen mehr anpacken. Das geht gar nicht.

Sagt mal, so in echt, das hat doch alles nichts mehr mit Genuss zu tun, oder? Das ist eine Mischung aus Sucht, Ablehnung und innere Konfrontation.

Das tut mir nicht gut. Mir geht es nicht gut, wenn ich mir immer bei jedem Stück Schoki & Co. Gedanken machen muss, ob das alles hier noch ok ist oder nicht.

Also muss eine Lösung herbei. Es muss etwas sein, was mich dazu bringt, über allem zu stehen, so eine Gelassenheit, dass ich mich gar nicht erst aufrege und innerlich ruhig werde. Komischerweise habe ich diese Gelassenheit beim Alkohol entwickelt. Logisch, werden jetzt die aufmerksamen LeserInnen anmerken, Du bist ja auch fast 14 Jahre trocken, hast aber erst 19 Tage keine Süßigkeiten essen brauchen. Genau.

Also, meine nächste Hausaufgabe: Überlege mal, wie Du Dich in Gelassenheit üben kannst, wenn Du mal wieder mit dem süßen Zeug konfrontiert wirst.

Ihr seid bestimmt gespannt…….aber ich noch mehr.

 

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 20                 Samstag, der 30. März 2019       

Heute Morgen hatte ich mal ein richtiges Erfolgserlebnis. Ich war einkaufen im Netto und bin ohne anzuhalten oder Heißhunger zu bekommen längst das Süßigkeitenregal gegangen. Ich hatte kein Verlangen, nichts, komisch……hinterher im Auto habe ich mich gefragt, ob ich noch lebe…..weil ich nichts gespürt habe.

Aber das war gut. Ich war entspannt, ich hatte keinen Druck. Ich bin so einkaufen gegangen wie ich es immer tun sollte. Ist das die Gelassenheit, von der ich gestern geschrieben habe? Und wenn ja, so schnell? Das wäre ja mal eine richtige Turbo-Heilung.

Heute geht es mir gut. Es liegt bestimmt daran, dass ich ausgeglichen bin und keine blöden Gedanken habe.

Heute Nachmittag bin ich bei einem Seminar. Auch da steht ganz viel Süßes herum, aber ich habe kein Bedürfnis es zu essen. Das Thema des Seminars war Yoga und Zen, Achtsamkeit und Meditation und ich habe einige ganz tolle Menschen kennengelernt. Da war ich so mit mir selbst und den anderen beschäftigt, wir haben gequatscht, da gab es keine Gedanken an den „Satan“.

Um glücklich zu sein braucht es nichts Süßes, sondern ein gutes Gespräch mit einem lieben Menschen. Nun sind diese lieben Menschen aber nicht immer da. Und dann? Eine gute Freundin sagte zu mir, dass das Verlangen im Laufe der Zeit weniger wird, weil der Körper sich daran gewöhnt.

Ich freue mich schon drauf.

Bis morgen

Euer Bernd

 

 

TAG 21                 Sonntag, der 31. März 2019

Heute Morgen gehe ich mit einem Freund wandern. Ist richtig gut, aber was noch besser ist, ist die Tatsache, dass ich nach der Wanderung nichts Süßes zu essen brauche.

Sonst habe ich nach solchen Aktivitäten, dazu gehört auch das Nordic Walking, immer richtig doll zugeschlagen. In erster Linie als Belohnung, weil ich ja nun die Strapazen ertragen habe, dann auch, um meinen Glückshormonhaushalt zu steigern und weil es einfach dazu gehörte. Praktisch aus Gewohnheit.

Aber heute nicht. Ich habe überhaupt kein Hunger auf Süßes.

Irgendwie bin ich heute sowieso platt. War diese Nacht noch in Köln am Flughafen und habe eine Freundin abgeholt. Um 3.30 Uhr war ich wieder zu Hause und das hat zur Folge, dass ich einfach nur müde bin.

Also……….Tipp…………………jeden Tag um 3.30 Uhr schlafen gehen und dann früh raus. Da bist Du so müde, dass Du an nichts Süßes mehr denkst 😊.

Spass beiseite. Ob es wirklich daran liegt, oder ob das Verlangen nach dem Süßkram sowieso weniger wird, das werde ich die nächsten Tage und Wochen sehen.

Schlaft gut.

Bis morgen

Euer Bernd

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