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Estragon: Komm, wir gehen!

Wladimir: Wir können nicht.

Estragon: Warum nicht?

Wladimir: Wir warten auf Godot.

Estragon: Ah!

aus "Warten auf Godot" von Samuel Beckett

Ich bin mal wieder im Ausmistmodus. Diesmal müssen Kochbücher dran glauben. Und zwar alle die, die sich wegen meiner merkwürdigen Angewohnheit, während Diäten am allerliebsten in Kochbüchern zu blättern, angesammelt haben. Und in die ich in den Phasen zwischen dem Abnehmen nicht hineingesehen habe. Und auch nicht mehr hineinsehe. Schließlich sind Diätphasen meine Hochzeitkreativkochphasen. Im Kopf. Nicht im Leben.

Aber ich bin von meiner Kochbuchkaufmanie noch nicht geheilt. Erst diese Woche habe ich zwei!!!!! neue Kochbücher erstanden. Beim Durchblättern im Laden erfasste mich wieder dieser gewisse Sog, ich sah die Bilder von köstlichen Gerichten und meine Gedanken funkten nur, muss ich haben, muss ich haben, muss ich…… Jetzt stehen sie im Regal. Eines noch nicht einmal aus dem Cellophan ausgepackt. Das hat was von, wenn ich das jetzt auspacke, dann müsst ich doch auch was daraus kochen…..Aber das geht jetzt nicht. Warum? Und warum kaufe ich immer wieder Kochbücher? Ausgerechnet in Phasen, in denen ich mit mir, meinem Gewicht, unzufrieden bin?

Auf Kochbüchern "warten"…… Das ist mein Symbol für meine Sehnsucht nach ….einem anderen Leben. Und ich hebe mir die Kochbücher auf als Möglichkeit irgendwann damit anzufangen. Da ich aber nicht anfange müssen die Kochbücher auf mich warten und ich auf die Kochbücher. Denn das Warten kann ich zelebrieren. So sehr, dass ich die Kochbücher darüber vergesse. Meine Träume von was auch immer zu pflegen ist mir eindeutig wichtiger.

Für mich ist es eine spezielle Form von Leben verwarten. Und genau das tue ich, wenn ich mir Bücher für ein "fernes" Leben kaufe. Für Lebensphasen, in denen ich - dauerhaft - schlank bin. Denn dann will ich mir all die leckeren Sachen daraus kochen. Statt einfach ein Buch JETZT in die Hand nehmen und mal wirklich daraus zu kochen. Nicht nur mental. Aber schon allein das Wort "Phasen" in diesem Zusammenhang zeigt, wie wenig ernst es mir wohl ehrlicherweise mit dem "im jetzt leben" ist……

Warten auf Godot. Warten auf bessere, auf glücklichere…….warten auf schlanke Zeiten. Da lebe ich in Illusionen. Ähnlich wie in der vom weißen Ritter. Obgleich ich nur zu gut weiß, wie selbstbehindernd es ist, zu denken, dass das wirkliche Leben erst passiert, wenn ich mit mir, meinem Gewicht zufrieden bin. Irgendetwas fehlt in dieser Sichtweise ja immer zum Glück….

Kochbücher zu horten, auf Rezeptverwirklichung zu warten, bis ich würdig bin, dass ich sie mir koche….. Selbstfürsorge geht anders….Statt in Träumen und Illusionen zu leben würde ich gerne aufwachen….und umsetzen. Und nicht auf den Sanktnimmerleinstag warten. Nicht mein tatsächliches Leben vernachlässigen. Auch wenn genau das doch immer wieder passiert.

Und deswegen miste ich jetzt erstmal wieder aus. Wenn ich meine Schränke als zu voll betrachte, weiß ich, jetzt steht wieder ein Schritt Freiheit an.

Und schön ist es, wenn ich Dinge aus meinem Leben verabschiede, die in ihrer Bedeutung ausgedient habe. Und ich drehe das Symbol um. "Ungekochte" Kochbücher sind nun mein Symbol für meine Selbstblockade. Und auch wenn ich merke, alle Bücher kann ich noch nicht gehen lassen, - ein paar ziehe ich doch wieder aus dem aussortierten Stapeln zurück - ist es wiedermal ein Beginn. Der Beginn des nächsten Versuchs "Leben im jetzt" umzusetzen.

Was ist dein nächster Schritt beim Umsetzen?

Alles ist gut

herzlich

Celia

PS: Seit kurzem gibt es auch die Rubrik "Umsetzen" auf der Blogseite…… Ich freue mich, wenn du dort mitliest…….und mitumsetzt!

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